Perfekte Seemannschaft: Kajütordnung (Gardaseetörn 2006 mit Varianta65)

 

Beste Seemannschaft: Fritzchen ermittelt den zu segelnden Kurs. 

 

Gute Seemannschaft auszuüben bedeutet auch Brauchtum zu pflegen.  

 

Der Bootsname...

..."gute Seemannschaft" ist ein Begriff aus der Seefahrt. In seiner traditionellen und etwas verstaubten Bedeutung umfaßt er das seemännisch korrekte Verhalten, das erforderlich ist, um ein Schiff sicher übers Meer zu schippern unter formvollendeter und international standardisierter Zelebrierung nautischer Folklore.

In einschlägigen Werken zum Thema Seemannschaft kann man bspw. wunderschöne Abhandlungen entdecken, wie das Hantieren mit Flaggen (niemals "Fahnen"!) abzulaufen hat, solange sich das Boot im Hafen befindet. Sofern man nach Kenntnisnahme der unterschiedlichen Gelehrtenmeinungen immer noch Lust verspüren sollte Boot zu fahren, kann man sich anschließend gleich noch die Kapitel gönnen, wer wen auf See in welcher Weise zu grüßen hat. Dumm nur wenn weder Grüßender noch Gegrüßter die Kapitel gelesen haben. Dann winken sie sich fälschlicherweise einfach zu und finden das am Ende auch noch beide gut! Aber: Spätestens bei Diskursen am Hafentresen sollte man in Theoriewissen um die richtigen Gebräuche schon sattelfest sein. Oder bei Ahnungslosigkeit einfach überzeugend klingende Wortmeldungen beisteuern.

Nun, in seiner ernsthaften Bedeutung soll der Bootsname "gute Seemannschaft" Skipper und Crew hier stets daran erinnern, eine handwerklich gute Arbeit auf See zu betreiben, zum eigenen Wohle und dem des Schiffes. Vor allem dann, wenn lange Passagen, gutes Wetter, aufkommende Routine und das Ausbleiben fordernder Situationen zum Schlendrian an Bord einladen.

In seiner nicht ganz so ernsten Bedeutung soll der Bootsname "gute Seemannschaft" den Skipper an seine Freiräume erinnern: Da ja nirgendwo exakt festgelegt ist, welche Regeln der Begriff Seemannschaft eigentlich genau umfaßt, hat das Ganze nämlich einen sehr angenehmen Effekt: Als Skipper kann man nämlich je nach Situation und Belieben festlegen, was gerade als gute Seemannschaft gilt. Funktioniert besonders gut bei unerfahrenen Mitseglern. Und ist auch immer wieder dringend nötig, um den Skipper vor peinlichen Fragen zu bewahren.

Beispiele, wie sich der wortgewandte Skipper unter Berufung auf gute Seemannschaft aus unangenehmen Situationen befreien kann:

  • Hafenbox verpaßt, Boot durch ungeschickte und hektische Korrekturversuche in den Schlick manövriert: "Das ist gute Seemannschaft, denn nun ist der Kiel wieder sauber."
  • Patenthalse gefahren, Mast dabei fast abgebrochen: "Das ist gute Seemannschaft! Das Material ist nun ausreichend auf seine Belastbarkeit getestet."
  • In der Ankerbucht dem Nachbarn mit dem Propeller die Ankerleine abrasiert: "Natürlich ist das gute Seemannschaft! Wenn das Ding unserem schwindligen Quirl nicht standhält, dann hätte es den nächsten Sturm auch nicht verkraftet. Der Kerl kann uns dankbar sein!"
  • Blödsinn navigiert, Insel meilenweit verfehlt, Nacht hungrig und ohne Orientierung auf See zugebracht: "Ich nehme mir extra Zeit, Euch Navigation bei Nacht zu lernen und Ihr beklagt Euch. Was ist denn das für eine Seemannschaft?"
  • Nach ausreichend Vorglühen sich selbst samt Mannschaft beim Hafennachbarn spätabends noch auf dessen (natürlich) größerer Yacht auf einen Absacker eingeladen, dem armen Mann ungefragterweise langatmige Lügengeschichten über erlebte Windstärken und Wellenhöhen aufgetischt, fortwährend Phantasieberichte über das Geschwindigkeitspotential des eigenen Bootes zum Besten gegeben, auf kritische Nachfragen aufbrausend und äußerst beleidigt reagiert. Eigene Mannschaft betrachtet seit einiger Zeit bereits verlegen die Maserung des Holztisches und überlegt wie sie ihren Skipper mit möglichst wenig Gegenwehr endlich in die Koje bekommt: "Ausgezeichnet gute Seemannschaft! Wir Skipper halten zusammen! Der Mann wollte was dazulernen, da mache ich als der Erfahrenere doch kein Geheimnis aus meinem Wissen. Außerdem interessierte er sich brennend für meine Erlebnisse damals am Kap..." 

Der Platz auf jedem Boot ist begrenzt, ein Zusammenleben auf engem Raum erfordert Fingerspitzengefühl vom Skipper im Umgang mit der Mannschaft. Als guter Skipper weiß man, daß die Mannschaft immer wieder mal belohnt werden muß. Daher sieht der Begriff gute Seemannschaft auch wertvolle und sozial wichtige Yachtbräuche vor: Nach einem besonders gut gelungenen Manöver serviert der Skipper oder eine von ihm beauftragte, qualifizierte Person (-> Manöverschluckoffizier) der Mannschaft einen Drink. Wann ein Manöver als besonders gelungen einzustufen ist, entscheidet wiederum der Skipper selbst, hilfsweise der ManöSchlOffz, und zwar unter strenger Abwägung aller Parameter. 

"Gute Seemannschaft", ein erklärungsbedürftiger Bootsname mit je nach Situation ernster oder heiterer Bedeutung. 

 

 

 

gute Seemannschaft © 2009

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