Italien im Mai...

01.-02.05.2009: Italien und der Mai begrüssen uns mit leichtem, achterlichem Wind, angenehmen Temperaturen sowie bayerischem Weißbier (Karg Murnau) und dunklem Brot von der schwäbischen Alb. Die beiden letztgenannten Annehmlichkeiten brachte uns mein Freund und Kollege Thomas aus Deutschland mit. Thomas besuchte uns mit seiner Klara kurzentschlossen übers Wochenende. Ich freue mich sehr über den Besuch, immerhin nehmen die beiden für uns mehr als 10 Stunden An- und Abfahrt auf sich. Wir richten die Gästekojen her. In der ersten Nacht läßt die Anstrengung der Autofahrt unsere beiden bootsunerfahrenen Gäste gut schlafen. In der zweiten Nacht dagegen stören ungewohnte Geräusche die immer wieder im Schlaf: Das Schlagen der Fallen am Mast, das Brummen des Batterieladegerätes, der immer wieder mal anlaufende Kompressor des Kühlschrankes - Jutta und ich hören diese Lärmquellen schon längst nicht mehr. Im Altstadthafen von Savona grillen wir am Abend des zweiten Tages gemeinsam an Bord, dann müssen unsere Gäste leider bereits wieder nach Hause. Vielleicht gelingt ja noch einmal ein Zusammentreffen im Laufe des Segeltörns?

 

Mit gesetzter Genua in Richtung Genua       Fruehstueck mit Klara und Thomas      

Italien

03.-07.05.2009: Wir durchfahren das ligurische Meer, kürzen in der Bucht von Genua ein wenig übers offene Wasser ab. Der Wind ist schwach bis nicht vorhanden. Wahrscheinlich langweile ich Jutta mit meinen täglichem Ausspruch: "Italienisches Segelwetter heute: Motor an und Segel setzen als Sonnenschutz".

Das Wetter erlaubt mir, während der Fahrt Arbeiten am Boot vorzunehmen. So laminiere ich unterwegs die Schiene der Sturmfock steuerbords wieder ein, die ich in den Stürmen im Golf von Lion durch mangelndes Geschick und übermäßige Anwendung von Gewalt aus dem Bootsrumpf riß. Habe außerdem Zeit, die Unterlagen meiner Funkerprüfung aus 2003 nochmal zu sichten, um im Bedarfsfalle korrekte Meldungen durchgeben zu können. Ist aber ziemlich deutsch gedacht, denn die Italiener sehen das mit der Funke lockerer. Der eigentlich von jedem unnötigen Funkverkehr freizuhaltende Notrufkanal 16 wird in Italien von irgendwelchen schrägen Vögeln mißbraucht, um sich gegenseitig Musik vorzuspielen, manche Funkteilnehmer pfeifen fröhlich ein Liedchen hinein, andere singen und wiederum andere diskutieren über Erstere da diese die Funkdisziplin nicht einhalten.

 

Ruhiges...                                                   ...und ruhigstes Segelwetter...

 

....erlaubt allen Menschen an Bord ihrer Beschaeftigung nachzugehen

Das Wetter erlaubt mir noch eine weitere Aktion, die ich schon seit Marseille insgeheim vor mir herschob: Über Nacht in einer Bucht zu ankern, statt in einen Hafen zu fahren. Jutta kennt bisher nur Zweiteres. Auf Ersteres werden wir aber noch oft genug zurückkommen müssen, da es im Gegensatz zu einer Hafennacht kostenlos ist und vor allem in der Ägäis keineswegs überall Häfen zu finden sein werden. Auf Nachtfahrten haben wir bisher noch ganz verzichtet, das hat noch etwas Zeit. Um nun also die Ära des Ankerns einzuläuten, suche ich eine sichere Bucht zwischen Genua und Livorno aus. Der Anker hält dort im Schlick bestens, wie auch im Hafenhandbuch beschrieben. Leider aber haben wir die ganze Nacht Schwell in unserer Bucht - ungefährlich aber lästig, denn das Boot rollt im Seegang von einer Seite zur anderen. Jutta ist nur mäßig begeistert von der Ankerei und ich beschliesse für mich, die nächste Ankerbucht noch sorgsamer auszuwählen, damit Jutta und der Anker doch noch Freunde werden können.

Sestri Levante, unsere erste Ankerbucht

In der Naehe von Carrara sehen wir von See aus die riesigen Marmorsteinbrueche. Marmor wird dort bis ins Hochgebirge hinauf abgebaut. Klar, dass wir in Carrara auf Marmorgehwegen flanieren. Unser gruenes Klapprad verkraftet das nicht: Es zieht sich einen Platten zu. Damit nimmt es uns eine Entscheidung ab: Wir nehmen es nicht wieder mit an Bord, es bleibt im Hafen. Das blaue Klapprad hatten wir einige Tage vorher schon Klara geschenkt. Wir sind froh die beiden Raeder nicht mehr an Bord zu haben. Zum einen vertragen beide das Salzwasser schlecht, zum anderen verhedderten sich bei jedem Anlegemanoever die Leinen in den Fahrraedern. Das kann gefaehrlich werden, zumindest aber kann man es nicht als gute Seemannschaft bezeichnen.

Auf dem Weg nach Livorno nehmen Abschied vom Schnee (den wir von See aus noch im Gebirge sehen koennen), denn wir vermuteten nun keinen mehr zu sehen auf unserem Weg nach Sueden. Doch wir sollten uns taeuschen, wie wir spaeter feststellten...

Bei weiterhin schwachem Wind hungern wir uns nach Cavo auf Elba. Immer wenn wir nutzbaren Wind feststellen, setzen wir die Segel, auch wenn uns das oft nur langsame Fahrt von 3 Knoten (ca. 5 km/h) ermoeglicht. Oft aber muessen wir zusaetzlich noch den Motor (die "Wergl") zuschalten um rechtzeitig vor Dunkelheit im ausgewaehlten Hafen zu sein. Konsequenz der Motorstunden: Unsere Treibstoffvorraete schwinden. Auf Elba tanke ich 50 Liter nach und glaube dass wir nun genug haben um damit bis Griechenland zu kommen. Ein Irrtum, wie ich wenige Tage spaeter feststelle.

08.-16.05.2009: Gerne haetten wir in Elba noch einige Tage zugebracht, doch ich traue mich nicht dort Reisezeit zu opfern. Schliesslich wollen wir ja in 2 Wochen in Griechenland sein, d.h. wir haben noch ein langes Stueck Weg vor uns und niemand weiss ob uns mal wieder einige Tage "einwehen" wird. Die naechsten Tage wechseln sich unstete Winde ab, mal von vorne, mal gar nichts aber auch mal passend fuer uns. Insgesamt aber muessen wir den Motor in diesen Tagen viel zu oft bemuehen. Auch die Tatsache dass wir auf hinter Capo Argentario vom ligurischen in das tyrrenische Meer wechseln aendert nichts an der Windsituation. Ergebnis: Des Skippers Prognose war mal wieder viel zu optimistisch: Bereits in Circeo (nur 5 Tage nach Elba) tanke ich nochmal 90 Liter Diesel nach (die reichten dann aber wirklich bis Griechenland). In diesen Tagen entdecken wir unsere Vorliebe fuer Flusshaefen, denn dort liegt man meist ruhig in der Nacht da es dort kaum Wellen hat. In Castiglione della Pescaia und auch in Fiumicino (naehe Ostia) koennen wir diesen Luxus geniessen.

  

Gutes fuer unterwegs: Pizzetinis                 Insel Capri aus Norden

Besonders positiv erleben wir die Insel Ventotene, zwischen Rom und Neapel. Nicht nur dass wir an diesem Tag schoenen Segelwind hatten, sondern wir lernen ein echtes Inseloriginal kennen - Pasqualino. Pasqualino - ehemals Fischer und jetzt geschaetzt um die siebzig Jahre alt verschafft uns einen kostenlosen Liegeplatz, wir ihm dafuer ein kostenloses Bier. Am Abend laesst er mich durch den Wirt im Inselrestaurant ausrufen. Ich erschrecke, ist doch mein erster Gedanke, dass er mir nun die Botschaft ueberbringen wird unser Boot sei ausgeraubt worden oder abgesoffen. Doch die Romantik ist seine Treibfeder: Er hat sich in Jutta so sehr verliebt, dass er einen Strauss Blumen gepflueckt hat und diesen mir nun zur Weitergabe an die Dame ueberreicht. Jutta ist begeistert. Ich mittelmaessig. Am naechsten Morgen ist Jutta untroestlich. Sie will sich im Hafen noch von Pasqualino verabschieden, kann ihn aber nicht finden. So bleibt im Hafen zu Ventotene nur ein kleines handschriftliches Briefchen der am Horizont entschwindenden schoenen Seglerin zurueck. Freddy Quinn haette eine Ballade auf diese tragisch-romantische Begebenheit geschrieben :-)

 

Alter Galeerenhafen Ventotene                   Jutta mal wieder bei den Dorfaeltesten

Weiter geht unser Weg vorbei an den Inseln Ischia und Capri, vorbei an Neapel, Pompei, dem Vesuv, Sorrento und der Amalfikueste. In Salerno legen wir an, wir ewarten dort am naechsten Tag unsere Mitsegler Roland und Stefan. Ich habe den Eindruck, nun wirklich in dem Sueditalien angekommen zu sein, das ich aus den Gangsterfilmen kenne: Die Molen sind 24-stuendig bewacht, man laesst uns nur an einer bestimmten Mole (molo manfredi) festmachen. Dort verlangen die Ormeggiatoris mutmasslich nach Belieben 30 Euro pro Nacht von uns. Unser Ormeggiatori haendigt natuerlich keine Quittung aus, er fraegt mich nur ob ich den Preis bezahlen kann und will. Die Yacht der Norweger neben uns sieht reicher aus, daher zahlen sie 50 Euro pro Nacht. Ich versuche, bei den drei ansaessigen Segelvereinen einen Liegeplatz zu bekommen: Die Leute dort lehnen energisch ab und verweisen an die freundlichen Kollegen von molo manfredi. Man hat das Revier offenbar abgesteckt.

Am 16. Mai treffen bereits um 14 Uhr unsere Segelfreunde Roland und Stefan aus Deutschland ein. Vor Freude ueber den Urlaub im Warmen springen beide ins Hafenbecken von Salerno. Den Autor und Skipper hingegen wuerde weder ein versteckter Goldschatz noch eine Grosspackung Sagrotan dazu bewegen, sich in den Hafen dieser Industriestadt zu begeben. 

Mein Wunsch an unsere Gaeste, eine bayerische Brotzeit von zuhause mitzubringen wurde erfuellt. Wir lassen uns Weisswuerste, Brezen, Senf und Bier schmecken. 

Wir erfuellen jegliche Klischees deutscher Touristen: Weisswuerste in Salerno

17.05.2009: Wir sind froh, heute aus Salerno zu verschwinden. Zu viel Laerm, zu viel Industrie. Nach einem schoenen Segeltag mit gutem Wind von achtern (R. und S. sind selbstgefaellig der Meinung, sie haetten den guten Wind im Gepaeck gehabt) und Delfinen, die unser Boot ein kurzes Stueck begleiten, erreichen wir den angeblichen italienischen Lieblingsort Hemingways: Acciaroli. Wir glaubens, denn uns gefaellts dort auch: Eine uebersichtliche Anzahl von Cafeterien und Restaurants, dazu der Charme eines Fischerdorfes. Und: Ein kostenloser Liegeplatz mit Dusche und Toilette! Wir lassen es uns am Abend im Restaurant nochmals gut gehen, denn am morgen wollen wir "Strecke" machen.

18.05.-21.05.2009: Um 10 Uhr Leinen los, wir nehmen Kurs auf die aeolischen Inseln, also Kurs Sued bis kurz vor Sizilien. 110 Seemeilen liegen vor uns bis zur Insel Lipari. In Ermangelung eines exakten Wetterberichtes kalkuliere ich fuer die Strecke durchschnittlich gut 3 Knoten Fahrt. Also in Summe 30 bis 35 Stunden Fahrtzeit fuer die Ueberfahrt. Zunaechst sieht es so aus als koennten wir segeln. Also Lappen rauf. Doch die Ausbeute ist mager. Etwas ueber 2 Knoten Fahrt, zudem koennen wir aufgrund der Windrichtung Kurs Sued nicht ganz halten. Also wieder "Wergl" zugeschaltet, monotones Motoren beginnt. Ein schoener italienisch/bayerischer Abendimbiss zu viert im Sonnenuntergang (um uns nur Wasser zu sehen!) lenkt uns vom fehlenden Wind ab.

 

Von uns aus dem Wasser gerettet: Hansi     Sonnenuntergang ueber dem Meer

Wechselweise schlafen wir nun auf "Vorrat", damit in der Nacht immer mindestens 2 von uns munter sind und das Boot durch die Dunkelheit navigieren. Steuern in der Nacht ist keine leichte Aufgabe, denn das Boot kann nur auf Kurs gehalten werden, indem man stumpf den errechneten Kompasskurs faehrt: Eine ermuedende Taetigkeit! Und sobald man nicht aufpasst, nimmt das Boot in irgendeine Richtung Reissaus. So brummeln wir mit 4 Knoten Fahrt durch die Nacht, Feuchtigkeit setzt sich an Mast, Segeln und Biminitop nieder und tropft einem von dort aus in den Kragen. In der Nacht begegnen wir einigen grossen Faehren. Ich vermute sie sind auf dem Weg von Norditalien nach Messina oder Griechenland. Wir beobachten die dicken und leider auch schnellen (ca. 20 Knoten, also 5 mal so schnell wie wir) Poette sehr genau, bis wir uns aufgrund ihrer Positionslaternen sicher sind ueber ihren Kurs und ob ein Ausweichen unsererseits noetig ist oder nicht. Zusaetzlich leuchte ich mit einer Handlampe immer wieder in unser gesetztes Grosssegel: Dies erhoeht die Chance, optisch wahrgenommen zu werden, falls uns das Radar des "Grossen" uebersieht.

 

Die Junx von der Nachtschicht                     Kurs Sued bis Lipari

Gegen Mitternacht kommt endlich Wind auf. Sofort setzen wir alles Tuch, schalten den Motor ab und erleben nun pures Segelvergnuegen: Mit ueber 6 Knoten Fahrt laeuft unser Kahn nun durch die Nacht. 

Gegen 1 Uhr in der Frueh erscheint am Horizont ein Licht: Glutrot, es zeigt sich einige Sekunden, verschwindet dann wieder. Das Spiel wiederholt sich alle paar Minuten. Wir hatten bereits darauf gewartet: Es ist der Stromboli, Intervalle von Lava ausspruehend. Der Stromboli zaehlt ebenfalls zu den aeolischen Inseln, er wurde bereits von den Seefahreren des Altertums als Orientierungsmarke genutzt. Er wird dadurch auch als der aelteste Leuchtturm der Welt bezeichnet. Sein Feuer hat eine sehr starke Reichweite. Wir konnten ihn bereits aus rund 30 Seemeilen Entfernung (ca. 55 KM) sehen. Zum Vergleich: Der grosse Leuchtturm am Capo Peloro in der Strasse von Messina strahlt gerade mal 19 Seemeilen weit. Den Stromboli zu sehen war einer der Gruende, warum wir uns auf Nachtfahrt begaben. Und es war ein gewaltiges Gefuehl, sein Boot nach demselben Feuer zu steuern, das auch schon den Phoeniziern half, durch die Nacht zu finden.

 

Segeln bei Nacht                                        Der glutrote Schimmer in der Nacht

Aufgrund des erfreulich guten Windes erreichen wir Lipari bereits nach 24 Stunden, uns bleibt dadurch den ganzen Tag Zeit, Lipari anzusehen. 

Den naechsten Vormittag verbringen wir in den heissen Schwefelquellen der Nachbarinsel Vulcano. Den Quellen wird heilende Wirkung bei Hautkrankheiten zugesprochen. In jedem Fall aber nimmt man eine bleibende Erinnerung von der Insel mit: Schwefelgeruch auf der Haut, der auch dreimaliges intensives Duschen uebersteht. Folgende kleine Episode dazu: Als Skipper eines betagten Bootes habe ich zwangslaeufig eine feine Antenne fuer ungewoehnliche Geraeusche, Vibrationen und Gerueche an Bord. Natuerlich geht es mir dabei darum, etwaige Defekte schnell zu bemerken. Am Tage nach Vulcano schlagen meine Antennen an. Ein Duft von Kabelbrand liegt in der Luft. Ich krieche daraufhin schnueffelnd um den Motorblock herum. Nach intensivem Schnueffeln kan ich die Quelle der Gerueche orten: Es ist mein Badetuch, das ich nach dem Schwefelbad verwendete.

 

5-Mast-Grosssegler vor Lipari                     Ansteuerung auf Vulcano

 

Vulcano: heisse Quellen im Meer...              ...und dampfende Krater auf dem Berg

Schwefelschlammbad auf Vulcano

Nach einem Zwischenstop fuer eine Nacht in Milazzo/Sizilien durchfahren wir am 21.05.09 die Strasse von Messina, das zweite gewaltige Naturschauspiel nach dem Stromboli! Ebbe, Flut, Stroemungen, unterschiedliche Dichte und Salzgehalt zwischen ionischem und thyrrenischem Meer lassen in der engen Durchfahrt zwischen Festland und Sizilien Strudel entstehen von mehreren hundert Metern Durchmesser. Diese kreisen wild, bewegen sich auf das Boot zu. Dann spritzt Wasser, der Strudel moechte das Boot aus seiner Bahn reissen, mit kraeftigem Gegensteuern gelingt es, das Boot auf Kurs zu halten. Im Altertum fuerchteten die Seeleute die Passage, manches Schiff konnte den Strudeln nicht entkommen. Man erklaerte sich die Strudel frueher mit Meerungeheuern, die ihre Arme nach Schiff und Seemann ausstrecken. Dank des guten Windes konnten wir den Seeungeheuern schadlos entkommen, dafuer streckte man dann aber am Abend im Hafen von Reggio Calabria die Haende nach uns aus: 30 Euro fuer die Nacht in einem schaukeligen Industriebecken. Nimmermehr!

 

Grillabend in Milazzo/Sizilien                         Capo Peloro/Stretto die Messina

22.-25.05.2009: Der Wecker klingelt um 5.30 Uhr. Rolands und Stefans Urlaub ist zu Ende, sie fahren mit dem Zug zurueck nach Salerno, wo hoffentlich noch das geparkte Auto steht. Jutta und ich machen und ebenfalls sofort auf den Weg, da wir heute eine lange Etappe vor uns haben: 60 Seemeilen. In den naechsten Tagen erwarten uns durchwegs taeglich lange Etappen. Wir wollen die gesamte Suedostkueste Italiens entlangsegeln, bis zur Ferse, um von dort eine gute Startposition fuer die Ueberfahrt nach Griechenland zu haben. Die langen Tagesetappen kommen daher, dass es im Suedosten Italiens kaum Haefen gibt. Die Entfernung zum naechsten Hafen diktiert also die taeglich zu fahrende Strecke. Die Haefen dort heissen Rocella Ionica, La Castella, Ciro Marina und Santa Maria di Leuca. Allen haengt ein aehnlicher Charme an: Halb fertig, halb verfallen, meist mit EU-Geldern erbaut. Mein Lieblingshafen (eigtl. mehr Ruine als Hafen) dort wird unvermutet Rocella Ionica. Die Einfahrt dieses Hafens ist vom Sand fast zugeschwemmt. Ein Fischerboot lotst uns durch das Labyrinth der Sandbaenke in den Hafen hinein. Dort erwartet uns Ruhe, keine stoerenden Wellen in der Nacht, Meterpizza und einige nette Langfahrtsegler, die hier ebenfalls Station machen wie bspw. Hartmut von der "Nordlicht". Langfahrtsegler stehen untereinander in Kontakt, und so hat es sich schnell herumgesprochen: Der Hafen ist kostenlos fuer maximal 5 Naechte. 

 

Schwertfischjaeger (Ausguck im Mast!)       Rocella Ionica: Hafenruine

Irgendwann in diesen Tagen vollenden wir unsere ersten 1.000 Seemeilen seit Port St. Louis. Wann genau wissen wir nicht, interessiert uns auch zu wenig. Mehr interessiert uns eine Delfinschule von etwa 20 Tieren, die wir nahe Crotone eine halbe Stunde lang begleiten. Leider interessieren sich die Meeressaeuger nicht in selbem Masse fuer uns und fuehren ihre Kunststuecke (Spruenge aus dem Wasser) erst auf, als wir schon ausser Fotografierweite sind. Delfine kann man in diesen Tagen immer wieder mal sehen, gerade auf den langen Strecken bringt es uns Vergnuegen, Ausschau zu halten.

 

auch ein schoener Hafen: La Castella           Unter Passatbesegelung im Mittelmeer

Wir freuen uns immer sehr, wenn wir Delfine beobachten koennen

Unsere Zeit in Italien geht nun zu Ende. Nach ueber 20 besuchten italienischen Haefen bleibt die Preispolitik in denselben fuer uns ein Raetsel. Manche Haefen boten sehr gute Versorgungseinrichtungen, und dennoch verlangte man keine Liegegebuehr von uns. In anderen Haefen griff man tuechtig in unsere Bordkasse (Spitzenreiter Milazzo: 50 Euro pro Nacht am schaukeligen Schwimmsteg eines Faehrhafens) ohne dass dies gerechtfertigt schien. Wir aergerten uns nicht darueber, richteten aber unser Handeln nach dem Dargebotenem aus: Dort wo man uns freundlich empfing und der Preis des Liegeplatzes in Ordnung war, gaben wir gerne Geld in oertlichen Restaurants und Laeden aus. In den uebrigen Haefen blieb unser Geld in der Bordkasse. Zum Thema "Hafen" nachfolgend noch eine kleine "sueditalienische" Story, geschehen an unserem letzten Tag in Italien: An der Ferse Italiens gibt es den Hafen Santa Maria di Leuca. Letzter Hafen fuer alle, die nach Griechenland wollen. So auch fuer uns. Im Hafen gibt es einen teuren Yachtclub (angeblich 100 Euro pro Nacht) und eine freie oeffentliche Mole. Ausserdem Ankerplaetze vor dem Hafen. Wir machen gegen 19 Uhr an der oeffentlichen Mole fest. Gegen 23 Uhr erscheinen drei zivile Gestalten an unserem Boot, geben sich fuer die Hafenpolizei aus und fordern uns und einen vor uns liegenden Belgier zum sofortigen Verlassen der Mole auf. Grund: "Festmachen verboten". Wir leisten Wiederstand und einigen uns schliesslich darauf, dass wir bis 5 Uhr in der Fruehe bleiben duerfen. Die Hauptgestalt der Drei spricht noch eine Warnung aus, dass eine Strafe erfolgen werde, wenn wir nach 5 Uhr noch hier sind. Gegen Mitternacht beobachte ich, wie ein kleines Motorboot vom Steg des teuren Yachtclubs ablegt und mit aufgedrehter Stereoanlage einige schallende Runden durch die vor dem Hafen ankernden Segler dreht. Ich schlafe ein. Kurz vor 3 Uhr erwache ich wieder: In der Naehe der Ankerlieger hat ein Bulldozer begonnen, Geroell zu verschieben. Aus ists mit der Nachtruhe auf den billigen Plaetzen. Kann sich nun jeder selbst seinen Reim aus den Beobachtungen machen. Wir jedenfalls schenken diesem Hafen die letzte Stunde und machen uns mit dem ersten Morgengrauen bereits um 4 Uhr auf den Weg nach Griechenland. 

Aus vier Wochen Italien nehmen wir eine gute Erinnerung mit an ganz ueberwiegend freundliche, oft erfindungsreiche und immer laute Menschen, an hupende, verbeulte Autos, an sehr gutes Essen, an wenige Internetcafes, an tolle Naturschauspiele und an eine Sprache, die sich wie ich finde gut lernen laesst.

Am 26.05.2009 kommen wir nach der Ueberfahrt gut auf der Insel Othoni in Griechenland an. Unsere ersten Tage in Griechenland rechne ich gedanklich bereits dem Juni zu und werde sie daher auf meiner Juni-Seite beschreiben.

 

gute Seemannschaft © 2009

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