Angekommen...!

Juni 2009: Gewiss war zwar von Anfang an der Weg unser Ziel dieser Reise und wir genossen alle schoenen Plaetze, dennoch aber freuten wir uns auf Griechenland ganz besonders. Das liegt zum einen am Land selber, das nicht nur fuer Segler wie geschaffen ist, zum anderen an unserer eigenen Planung, die fuer Griechenland drei Monate Zeit vorsieht. Das bedeutet kurze Etappen, viel Zeit zum Verweilen und zum Kennenlernen von Land und Leuten. Für Jutta und mich fühlt sich die nun kommende Zeit wie "Urlaub vom Reisen" an. Kurios, aber so was gibts. 

Unsere Einreise Ende Mai nach Griechenland verlaeuft wie im Reiseprospekt: Wir werfen Anker in der Hafenbucht der winzigen Insel Othoni, baden erstmal ausgiebig im kristallklaren Wasser und nach einigen Schritten auf unserer ersten griechischen Insel begeben wir uns zur Taverna "New York". Bei Ouzo und Mussaka erklaert uns der Wirt, dass er einige Jahre in New York gearbeitet habe und nun gluecklich sei, wieder auf "seiner" Insel zu sein. Es stimmt mich froh, dass der Mann den Weg zurueck aus der fernen, anonymen Stadt gefunden hat, und nun in Ruhe sein Leben geniessen kann.

Othoni: Die Schatten im kristallblauen Wasser gehoeren unserem Boot, Jutta und mir

Eine weitere Nacht ankern wir in Einsamkeit an einer schoenen Stelle vor der Insel Korfu mit Blick auf Albaniens schneebedeckte Berge - ich hatte mich also in Carrara zu voreilig von der weissen Pracht verabschiedet. Die naechsten Tage verbringen wir in Kerkyra, der Hauptstadt der Insel Korfu. Dort erhalten unsere drei 12 V-Versorgerbatterien mal wieder eine notwendige Ladung Strom, wir erledigen Einkaeufe, waschen unsere Waesche und sitzen einige Stunden in Internetcafes. An Juttas Geburtstag, dem 30.5. nehmen wir uns "frei" und besichtigen das alte venezianische Fort, und stellen fest, dass dort auch ein Teil deutscher Geschichte spielt (bei Interesse einfach mal nach Mathias Johann von der Schulenburg googeln).

 

30.5.: Geburtstagskind Jutta wuenschte sich Kultur, Kerkyra und Rebetiko (=Musik)

31.05.-02.06.2009: Unsere neuen Mitreisenden - meine Mutter und meine Schwester Caroline - sind inzwischen an Bord eingetroffen. Nach den letzten Tagen "Grossstadt" Kerkyra sind wir froh, heute gemeinsam weiterziehen zu koennen. Wir waehlen als Ziele fuer die kommenden Tage abwechselnd kleine Fischerdoerfer und einsame Ankerbuchten in den ionischen Inseln aus. So fuehrt uns unsere Reise zunaechst nach Petriti auf Korfu, dann zu den Sivota-Inseln und schliesslich nach Gaios auf Paxos.

 

Ionische Inseln: Schöne Ankerplätze           Caroline und meine Mutter an Bord 

Auf Paxos finde ich mich an Bord einer oesterreichen Crew wieder. Wir waren uns in den letzten Tagen ab und zu begegnet und daraus hat sich eine Bekanntschaft entwickelt. Mein oesterreichischer Skipperkollege moechte von mir wissen, wo auf Paxos die Hafenbehoerde ihren Sitz hat. Ich sehe ihn mit grossen Augen an und moechte wissen, was er denn bei der Hafenpolizei zu tun gedenkt. Nun sieht er mich mit grossen Augen an: "Uns melden natuerlich!" Er sagt, jede Yacht muesse das in jedem griechischen Hafen erledigen. Er meint, das haetten wir doch sicherlich erfahren, als wir ordnungsgemaess in Griechenland einklarierten. Ich versichere ihm, dass ich bisher keinen Schritt zu griechischen Behoerden unternommen habe und dies auch nicht im Sinn habe. Er ist entsetzt. Hat er doch selbst am gestrigen Tage zum Wohle von Schiff und Crew in einem kleinen Hafen auf Korfu drei Stunden lang zu Fuss dem Hafenpolizisten nachgestellt, um von selbigem einen weiteren Stempel in sein Permit zu erhalten (den Hafenmeister traf er schliesslich in dessen Wohnzimmer an). Seine Crew ist begeistert, wie cool ich Behoerdenkram von mir abtropfen lasse. Sie koennen ja nicht wissen, dass ich nach unserer Unterredung in meiner Kajuete meine Einklarierungsvorschriften studiere und daraufhin beschliesse, sicherheitshalber doch mal die Hafenbehoerden auf Paxos aufzusuchen. Ich erklaere kurz darauf dem Hafenpolizisten, dass wir aus Italien eingereist sind (was inhaltlich nicht falsch ist, auch wenns schon ein paar Tage zurueck liegt) und frage ihn unschuldig, ob wir irgendetwas miteinander zu erledigen haetten. "A lot" sagt er und lacht. In Folge tritt meine komplette Mannschaft mit Paessen und ich als Skipper mit Bootspapieren, Fuehrerscheinen und Versicherungsbescheinigung vor der Port Police an. Und Geldbeutel. 25 Euro sind faellig fuer die Einreise (in ein EU-Land! Ist das rechtens?). Dafuer erhalten wir eine mehrfach abgestempelte Crew-Liste und einen Vermerk, bei der Behoerde im naechsten Hafen noch ein D.E.K.P.A. zu erwerben, denn die Schublade der Hafenpolizei Paxos enthaelt keine DEKPAs. Das DEKPA ist eine Art Vignette fuers Wasser, ist so gross wie eine Tapete und verhilft dem Staate Griechenland zu 30 Euro pro Yacht sowie Skippern wie unserem oesterreichischen Freund zu einem bedeutsamen Gesichtsausdruck, wenn er mit seiner Tapete taeglich zum jeweiligen Hafenpolizisten schreitet, um einen weiteren Stempel zu erhalten. Unser Hafenpolizist war waehrend der halbstuendigen Prozedur uebrigens sehr freundlich und konnte dem ganzen Verwaltungsakt aehnlich viel humoristischen Beiwert abgewinnen wie wir. 

 

Meganisi: Paradies zum Ankern, Baden und Angeln (nur gefangen haben wir nix)

03.06.2009: Wir haben heute eine Strecke von gut 35 Seemeilen zu bewaeltigen bis Levkas. Die 5-6 Bft. aus NW kommen wie gerufen, die angekuendigten "Thunderstorms" weniger. Wir ziehen alle Lappen rauf, der Nordwest schiebt uns mit gut 6 Knoten, in Wellen auch mit ueber 7 Knoten nach Levkas. Gewitter koennen wir sehen, bekommen gluecklicherweise aber keine ab. Vor Levkas haben wir an einer Meerenge eine flache Autobruecke zu durchfahren. Die Bruecke oeffnet jeweils zur vollen Stunde. Leider sind wir erst um 10 nach 17 Uhr da, also muessen wir 50 Minuten warten. Um 18 Uhr oeffnet sich die Bruecke, aus der Gegenrichtung faehrt eine Yacht durch (Sued hat Vorfahrt). Als die Yacht durch ist, nehmen wir und ein Englaender gerade Kurs auf die Passage, als die Bruecke ploetzlich wieder schliesst. Wir wundern uns, die Englaender bruellen in Richtung Brueckenwaerter. Der Brueckenwaerter gibt zu verstehen, dass er sich nicht sonderlich fuer uns interessiert und wir eben zu warten haetten. Die Englaender kuendigen an, ihn nun persoenlich in seinem Haeuschen zu besuchen, sobald sie erstmal an der Mole angelegt haetten. Leider scheitert das Treffen an Letzterem. Da Stroemung im Kanal ist, versucht sich England an vier Anlegemanoevern, und feuert schliesslich entnervt den Anker in die Mitte des Fahrwassers. Als Flussfahrer, die wir kuerzlich noch waren, tun wir uns mit Anlegen bei Strom leichter. Da England also auf seinem Boot festsitzt, mache ich mich auf den Weg zum Brueckenwaerter. Er beobachtet mich wie ich mich seiner Baracke naehere, dann verschwindet sein Gesicht aus dem Fenster. Als ich die Baracke betrete, finde ich ihn "schlafend" auf einer Pritsche liegen. Der Fernseher laeuft. Unsere Unterredung fuehrt zu folgendem Ergebnis: Er oeffnet die Bruecke ausserplanmaessig, aber nur sofort und nur ganz kurz. So haben wir (und die Englaender) unsere Passage und der Brueckenwaerter seinen Spass, mich zum Boot zurueck rennen zu sehen mit Badelatschen und Strohhut.

 

Ankerstop vor Meganisi                               Im Bergdorf Katomeri

Unser Bordgrill ist zuständig für die heissen Kartoffeln...

 

...und wir fürs Essen                                   Port Athena in Meganisi

04.06.2009: Ich stehe frueh auf, um meine Hausaufgabe zu erledigen: Kauf des DEKPA bei den Hafenbehoerden von Levkas. Ich latsche aussen ums Hafenbecken rum und stehe um 08.30 im Hafenbuero. Ich trage mein Anliegen vor und zeige den Vermerk aus Paxos. Die durchaus ansehliche Polizistin moechte wieder alle Dokumente gezeigt bekommen. Leider habe ich die Versicherungsbestaetigung an Bord gelassen. Sie laesst sich auf meine kunstvollen Erklaerungen nicht ein und schickt mich zurueck an Bord, das Papier zu holen. Also wieder aussen ums Hafenbecken rum, die Sonne lacht mittlerweile schon ganz nett vom Himmel als ich mit meiner ESA-Bescheinigung wieder bei der ebenfalls lachenden Kollegin von der Port Police erscheine. Sie erkennt mich sofort wieder. Fuer die Versicherungsbestaetigung interessiert sie sich nun aber nicht mehr, denn sie hat zwischenzeitlich herausgefunden, dass ich gar keine DEKPA benoetige, da mein Boot kuerzer als 10 Meter ist. Wahrscheinlich jedenfalls verhaelt sich das so. Wenn ich es genau wissen moechte, muesste ich zu einem Kollegen von ihr gehen. Ich moechte. Der Kollege ist leider auch nicht ganz firm in diesem komplizierten Sachverhalt, doch nach einigen Telefonaten steht fuer ihn fest: Ich muss kein DEKPA kaufen, der Vermerk aus Paxos wird mit Tip-Ex ueberstrichen. Lediglich die Crew-Liste muesste ich künftig bei der Hafenpolizei aendern lassen, sobald meine Mutter und meine Schwester wieder nach Hause fahren. Fein! Wir setzen die Segel und brechen auf in die herrliche Inselwelt zwischen Levkas und Festland. Zwei Naechte verbringen wir auf Meganisi, wir baden dort an einsamen Straenden, relaxen, grillen und kaufen im Bergdorf Katomeri ein.

 

In einer guten Ankerbucht schaukelt nix!      Kristallklares Wasser lädt zum Bade ein

Es ist nicht schwer, in den ionischen Inseln einsame Badebuchten zu finden

In Kioni auf Ithaka treffen wir eine uns bekannte deutsch-franzoesische Crew wieder. Wie schon auf Korfu erhalten wir auch hier wieder einen erstklassigen Restauranttip von ihnen. Wir vereinbaren ein Wiedersehen auf Trizoni im Golf von Patras Mitte Juni. Am 7.6. wechsle ich morgens mal wieder den Impeller der hinteren Seewasserpumpe (hat seit Port St. Louis gehalten), dann fahren wir nach Fiscardo auf Kefalonia. Der Ort ist sehr schoen, wenn auch eine Spur zu dekadent fuer unseren Geschmack. Wir beschliessen daher, die naechsten Tage nochmal in die "Wildnis" zu gehen.

 

Der Impeller meldet sich mal wieder            Gut dass wir ein Segelboot haben!

 

Fiscardo auf Kefalonia                                  Prevailing Wind in den Ionians ist NW

Hatten wir zu Beginn unserer Fahrt in Port St. Louis noch viel Wert darauf gelegt, unsere Nächte möglichst in befestigten Häfen zu verbringen, so haben wir nun die Wandlung durchlaufen zu begeisterten Ankerliegern in einsamen Buchten. Vergessen ist die schauklige Ankernacht in Norditalien damals, auch Jutta liebt nun das Ankern, nicht so sehr jedoch den schweren Anker und das Ankergeschirr. Tapfer und fleissig packt sie dennoch mit an.

Am 08.06.2009 verbringen wir die Nacht vor Anker in Port Leone auf Kalamos. Der Ort Port Leone ist seit einem Erdbeben 1953 unbewohnt, die Ruinen von damals stehen noch. Ein beeindruckender Ort der Stille - mein Lieblingsplatz in den ionischen Inseln! Und eigentlich nur mit dem Schiff zu erreichen (Ziegen und Spinnen kommen auch zu Fuss dort hin). Auf dem kurzen Stueck am naechsten Tag nach Kastos genehmigen wir uns wieder mal einen ausgiebigen Badestop. Die ionischen Inseln sind fuer ihre schoenen Kiesstraende beruehmt! Die naechste Nacht ankern wir vor der unbewohnten und voellig unwegsamen da sehr steilen Insel Oxia am Eingang des Golf von Patras. Die Bordkueche sorgt fuer einen schoenen Abend, so koennen wir die Stille und wohltuende Ruhe der Insel noch besser geniessen. 

 

Relikte des Erdbebens in Port Leone            Die heutigen Bewohner von Port Leone

Feine Kiesstrände sind typisch für die ionischen Inseln (hier Insel Kalamos)

11.06.2009: Messolonghi: Wir betreten das erste Mal seit Italien wieder Festland (der Boden fuehlt sich aber genauso an wie auf einer Insel:-). Der Ort hat einen ganz eigenartigen Charme: Die Innenstadt ist gut gepflegt und voller junger Menschen und quirliger Cafes. Am Hafen geben sich Neubauten und Ruinen die Hand, Eleganz und Insdustrie, ein Schrottplatz mit ausrangierten Panzern und Armeeflugzeugen "schmueckt" die Uferpromenade ebenso wie ein stylisches Cafe. Wir treffen Yannis. Yannis ist Konstrukteur und erklaert uns seinen Plan, den etwas schaebigen Hafen zu einer modernen Marina umzubauen. Die ersten Arbeiten sind bereits erledigt, Schwimmstege gibt es bereits, Mooringbloecke sind gerade frisch gegossen, Strom- und Wasserkaesten aufgestellt, aber noch ausser Betrieb. Yannis heisst alle durchreisenden Segler im Augenblick kostenfrei willkommen, versorgt sogar alle mit Frischwasser. Er macht auf diese Weise Werbung und hofft, kuenftige Dauerlieger zu akquirieren. Auch um mein gerade mal gut 9 Meter langes Boot bemueht er sich. Ich finde Yannis' Vorgehen genau richtig, ich halte ihn fuer einen hervorragenden Vertriebler und hoffe dass er mit seinen Konstruktionen gut vorankommt. Wer reinschauen moechte: www.messolonghimarina.com

 

work in progress: Messolonghimarina          Mutter und Caroline fahren nach Hause 

12.06.2009: Wir fahren zur drittgrössten Stadt Griechenlands, nach Patras. Wir erwerben dort Fährtickets für die heutige Rückreise meiner Mutter und meiner Schwester. Nun steht nur noch eine Kleinigkeit an: Vor ihrer Abreise müssen beide aus meiner Crew-Liste gestrichen werden, wie mir die Obrigkeit zu Levkas jüngst erklärte. In Patras gibt es vier Hafenbehörden. Wir latschen alle vier ab. Bereits bei der vierten haben wir Glück: Der Uniformierte dort fühlt sich für uns zuständig und heißt uns herzlich Willkommen in Patras. An der Crew-Liste möchte er aber nichts ändern. Stattdessen gibt er mir den Rat, meinen Wunsch der Behörde in einem der nächsten Häfen vorzutragen - falls ich eine neue, berichtigte Crew-Liste haben möchte. Ich möchte nicht mehr, erkläre den Verwaltungskram nun beendet für den Rest des Segeltörns und packe den ganzen Mist in die hinterste Ecke meiner Backskiste. Mal sehen, ob mich in den nächsten Monaten mal irgenein Port Policeman auf die Dokumente ansprechen wird. Kali Spera - guten Abend!

13.06.2009: Meine Mutter und meine Schwester sind gegen Mitternacht bereits mit der Fähre zum Flughafen Korfu abgefahren. Unsere eigene, für heute geplante Abfahrt von Patras verzögert sich leider aufgrund des gegenan wehenden Windes. Patras gefällt uns nicht besonders. Diese Stadt hat einen sehr intensiven Eigengeruch, was an den Abwässern liegt, die am Hafen munter ins Meer plätschern. Wir wussten zudem, dass Patras eine Hochburg für Menschenschmuggler und Asylreisende ist. Dass beides aber so öffentlich stattfindet hatten wir nicht geglaubt. In einem der zahlreichen teuren Cocktail-Szenelokalen am Hafen sitzend könnte man den meist asiatischen Flüchtlingen zusehen, wie diese heimlich die Zäune zu den Fährterminals überklettern und versuchen, sich unter LKWs hängend auf die Fähren Richtung Italien zu schmuggeln.

14.06.2009: Der Wind steht immer noch gegenan, ist uns aber nun egal, wir wollen weg aus Patras. Nach einigen Stunden Motoren und aufkreuzen erreichen wir die Insel Trizonia im Golf von Korinth. Die Insel begeistert uns sofort: Ein netter gepflegter kleiner Ort, eine schöne Badebucht, ein sicherer kleiner Hafen und etliche Langfahrtsegler hier. Wir lernen Michael aus Innsbruck kennen, Vendelin aus dem Elsass, Didier aus Frankreich und Reinhard, der schon seit vielen Jahren an Bord seines Schiffes hier auf der Insel lebt. Wir trinken Ouzo miteinander und hören die Lebensgeschichten. Wir geniessen die Weltumsegleratmosphäre auf dieser versteckten Insel im Mittelmeer und beschliessen sofort, noch einen Tag länger hier zu bleiben :-)   

 

Marktplatz von Trizonia                              Blick auf die Hafenbucht von Trizonia

Dumme Sachen gibts: Diese grosse Yacht wurde im Winter von Regenwasser versenkt

16.-22.06.2009: Warum sind wir denn eigentlich in den Golf von Korinth eingefahren? Nun, ganz klar um unsere Strecke abzukuerzen. Urspruenglich hatte ich geplant, den Peloponnes suedlich zu umfahren. Nun aber ist es uns doch lieber, mehr Zeit fuer Land und Leute zu gewinnen, also entscheiden wir uns fuer die Abkuerzung durch den Golf und den Kanal von Korinth. Wir hatten keine genaue Vorstellung vom Golf von Korinth, waren aber der Meinung, dass dieses Revier allenfalls zum zuegigen Durchreisen taugen koenne. Und wie wir uns damit taeuschten! Wir erleben den Golf von Korinth als wahres Traumrevier. Die Kulisse aehnelt einem sehr grossen Gebirgssee, in den Rinnen der hohen Berge im Sueden liegt tatsaechlich noch Schnee. Die Orte und Haefen sind klein und beschaulich. Badebuchten findet man auch. Und es sind kaum Boote auf dem Wasser und in den Haefen. Offenbar haben auch andere Segler aehnliche Vorurteile wie wir. Fuer uns steht fest: Der Golf von Korinth eignet sich bestens als eigenstaendiges Segelrevier und es ist unverstaendlich, weshalb diese Region im Vergleich zu den ionischen Inseln so wenig besucht ist. Es scheint uns nicht uebertrieben, den Golf von Korinth als einen der letzten Geheimtips fuer Segler zu bezeichnen.

 

Galaktidis im Golf von Korinth: Wilde Botanik...und wilde Tiere 

Durch den Kanal von Korinth wechseln wir ueber in den sarronischen Golf, also in die Aegaeis. Der Kanal ist vor ca. 130 Jahren gebaut worden, ungefaehr 5 Km lang und kostet fuer unser Boot ca. 100 Euro Durchfahrtsgebuehr. 20 Euro also pro Km! Wir sind gerne bereit das Geld auszugeben, erspart uns der Kanal doch geschaetzt gut eine Woche Segeln um den Peloponnes herum.  

 

Kanal von Korinth                                       Frachter werden im Kanal geschleppt

Im sarronischen Golf laufen wir die Inseln Angistri an und Perdika auf Aigina. Letztere kenne ich bereits von einem meiner frueheren Toerns und stelle auch diesmal wieder fest: Die Insel ist immer noch zu nah an Athen dran! Wir haben dussligerweise genau Freitag Abend gewaehlt, um auf der Insel anzukommen. Zwar finden wir einen Platz da wir frueh genug hier sind. Ruhe haben wir aber nicht, da die Bootskolonne der Wochenendausfluegler aus Athen bis weit nach 23 Uhr in den Hafen rauscht und diesen mit ihren Booten und Ankerketten nach allen Seiten verriegelt.  

 

Kap Sounion suedlich Athen         Petalische Inseln vor Euboea

Nach einem Zwischenstop in der Olympic Marina (Batterien laden, ausgiebig duschen) nehmen wir Kurs auf Xero in den petalischen Inseln in der Naehe von Euboea. Ich zaehle gegen 17 Uhr ueber 20 Motorboote in der von uns gewaehlten Ankerbucht :-( Aber es ist Sonntag Abend und bald soll sich unsere Vermutung als richtig erweisen. Die motorisierten Kollegen sind alles Wochenendausfluegler und muessen morgen wieder ins Buero. Nach 19 Uhr bereits sind alle verschwunden und wir haben die ganze Bucht fuer uns allein!

 

Xero: Ein ganzer Strand fuer uns allein!       Auffallend luftige Bauweise auf Xero

22.-25.06.2009: Die ca. 45 sm lange Fahrt zur Meerenge von Khalki bietet alles, was in jeder mittelmaessigen Seglerstory vorkommen muss: Erst 7 Bft von achtern mit entsprechend guter Fahrt nach vorne. Auf halbem Weg dann kurze Flaute, dann hagelts Luv- und Leewatschn, die Welle laeuft durcheinander und kurze Zeit spaeter haben wir unsere 7 Bft wieder. Ab hier aber von vorne. Meinen Genuabaum konnte ich zwar rechtzeitig bergen, die Genua hat dennoch einen kleinen Riss abbekommen. Ist nicht so tragisch, denn die naechsten 3 Tage verbingen wir in Khalki. Dort ist genug Zeit, den Lappen wieder zu flicken. Und Jutta und mir tut es gut, mal wieder an einem Ort zu sein, an dem jeder die Moeglichkeit hat, alleine ein paar Schritte an Land zu gehen. Die letzten 2 Wochen hatten wir uns auf unserem engen Raum naemlich selbst sehr eingepfercht. Unserem Motor tut der Aufenthalt ebenfalls gut, denn er erhaelt von mir ein neues Vorgluehrelais. Das alte war vor 4 Wochen bereits in die Knie gegangen, seither mussten wir die arme "Wergl" immer kalt starten.

 

Khalki vom venez. Fort gesehen      Starke Stroemung in der Meerenge

Die weniger als 40 m schmale Meerenge zwischen Festland und Euboea muessen wir und die anderen Schiffe nachts passieren, da fuer die Passage die Strassenbruecke eingefahren werden muss. Und nachts wird der Strassenverkehr eben weniger behindert als tagsueber. Die zustaendige Port Police ruft per UKW die wartenden Boote einzeln zur Durchfahrt auf, um die Gefahr von Kollisionen zu verringern. Ich bin froh als wir durch die Engstelle durch sind, denn es herrscht dort erstaunlich starke Gegenstroemung, die beharrlich daran arbeitet, unser Boot quer zu stellen.

25.-29.2009: Wir fahren an Euboea entlang in Richtung sporadische Inseln. Der Kurs ist zunaechst nordwestlich, ab dem Westkap von Euboea dann Richtung Ost. Wir haben in diesen Tagen Glueck mit dem Wind, koennen den Grossteil der Strecke unter Segel fahren. In der ersten Nacht besuchen wir den kleinen und freundlichen Festlandhafen Skala Atalanti. Bei der Ausfahrt sehen wir ein besonderes Naturschauspiel: Delfine bei der Jagd. Zunaechst beobachten wir ca. 20 bis 30 Rueckenflossen durchs Wasser gleiten. Dann geht alles sehr schnell: Die Delfine verteilen sich, fast kreisfoermig. Offenbar umzingeln Sie einen Beuteschwarm. Vom Himmel ploetzlich herabstuerzende Moewen zeigen an, dass nun das grosse Fressen beginnt. Die Delfine schlagen zu, das Wasser ist aufgewuehlt durch die Leiber der Delfine und ihrer kleineren Beuttiere, mittendrin die Moewen, die sich den Beifang holen. Um den Raubzug der Delfine nicht zu stoeren, halten wir uns in sicherer Entfernung auf. Fotos von der Jagdszene gelingen mir daher leider nicht. Dafuer kann ich aber an anderer Stelle im Golf von Euboea spielende Delfine per Foto festhalten:

 

1. Delfine naehern sich                   2. Delfin taucht vor unseren Bug

 

3. Delfin springt aus dem Wasser     4. ...und taucht wieder ein

1965 fanden die Fischer von Oreoi einen gewaltigen Stier im Meer. Viele Jahrhunderte alt. Im Hafen von Oreoi mache ich ebenfalls einen Fund. Einen, auf den ich gut haette verzichten koennen. Denn beim Anker-auf-Manoever sehe ich unseren Schlammhackl in einem alten, schweren Anker am Grund des Hafenbeckens festhaengen. Da sich die Anker von alleine nicht trennen wollen, muss ich beide mit unserer manuellen Ankerwinde aus dem Wasser holen. Eine feine Arbeit! Als ich sie oben habe, lege ich den fremden Anker auf Slip am Bugbeschlag, so ist es mir moeglich, unseren eigenen Anker zu entlasten. Nach ein paar gefuehlvollen Fusstritten trennen sich die beiden, ich hole unseren an Deck und verabschiede das andere rostige Monster per Loesen des Slipknotens wieder auf den Grund des Hafenbeckens. Die Prozedur dauert einige Minuten, natuerlich ist rasch eine Menge an Menschen versammelt, die vom Ufer oder von ihren Booten aus entweder gute Ratschlaege geben oder einfach zusehen, wie sich der Kerl dort draussen in der heissen Vormittagssonne mit dem schweren Zeug bemueht. Ich proste allen mit meinem kuehlen Tonicwater zu, als wir den Hafen endlich verlassen.

 

Stier von Oreoi                               Ueberfahrt nach Trikeri

Im naechsten Hafen Trikeri goenne ich mir dann nochmal ein Ankerspiel. Um uns von der Mole fernzuhalten, bringe ich am Abend den Hilfsanker aus, einen ca. 15 kg schweren Plattenanker. Er haelt erfreulich gut, nur hoch will er am naechsten Morgen nimmer. Er hat sich zwischen den Felsen verkeilt. Jutta hat die richtige Idee: Wir machen das Beiboot klar und ziehen ihn mit dessen Hilfe aus einem anderen Winkel zwischen den Felsen hervor.

 

Hafen Trikeri vom Dorf gesehen      Laut GPS sind wir auf Land. Es irrt!

Ankererlebnis Nummer 3 in Folge, diesmal positiv. Auf der Insel Nisos Trikeri erwischt uns der Auslaeufer eines Gewitters mit entsprechend Welle und Wind. Unser Anker mit 50 m Kette haelt brav, daher koennen wir die Regenschauer unter unserer schuetzenden Sprayhood gemuetlich abwarten. Crews anderer Boote haben weniger Glueck und muessen in stroemendem Regen mit Fendern ihre Boote von der Mole abhalten. Als es abends aufklart, goennen wir uns noch einen Spaziergang zum Kloster dieser kleinen Insel und kaufen in einem winzigen Laden etwas zu Essen. Ein Wirt in der Naehe des Hafens bietet Duschen an. Gerne komme ich am naechsten Morgen darauf zurueck. Anschliessend noch einen griechischen Kaffee (lerne von den Einheimischen, diese dicke koernige Bruehe mit Wasser zu strecken), dann verlassen wir den pagasaeischen Golf um unsere erste Sporadeninsel Skiathos anzulaufen.

 

Beim griechischen Fruehstueck...     ...da hat es niemand eilig.

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