Oktober 2009

Am 01.10.2009 haben wir ein Date in Catania mit unserem naechsten Mitsegler Thomas. Catania ist endlich die Stadt, die meine Sizilienvorstellung erfuellt: Unordentlicher Hafen, ungepflegte Haeuser, Pferdemetzgereien, kleine Pizzerien, Hinterhofautoschrauber, Opas mit Zigarette und Zahnluecke, viele junge palavernde Italiener abends am Brunnen im Zentrum. Im Hafenhandbuch steht, die Einwohner dieser Stadt halten deshalb keine Ordnung, da mit einem Ausbruch des Aetna die Stadt ohnehin verschuettet wuerde und dann das Ordnunghalten vergebens gewesen waere.

 

Der Aetna (meist im Dunst versteckt)         Thomas (li.) verstaerkt uns ab 1. Oktober

In Catania treffen wir auch einen Seglerkollegen aus der Schweiz wieder. Er hatte in den letzten Tagen Pech, ist etwas niedergeschlagen: Waehrend wir sicher vor Siracusa ankerten, geriet er auf See in Gewitter und starken Wind und musste dort ein zerrissenes Vorsegel und den Verlust seines Radarreflektors hinnehmen.

Unser Thomas bleibt nun 9 Tage an Bord. In dieser Zeit wollen wir die 300 Seemeilen bis Korfu schaffen. Um keine Zeit zu verlieren, segeln wir am ersten Tag schon mal 23 Seemeilen bis Naxos/Taormina. Auf dem Weg dorthin passieren wir eine fuer unser Boot historische Staette: Die Isole Ciclopi vor Sizilien. Diese Inseln sind der Ueberlieferung nach diejenigen Felsbrocken, die der Zyklop Polyphemos aus der Odysseus-Sage nach dem Hirten Arcis schleuderte, da jener ein Verhaeltnis zur Nymphe Galateia hatte, was dem Zyklopen nicht schmeckte. "Galateia" war der fruehere Name unserer "gute Seemannschaft" und Namensgeber meines Reiseprojektes. 

 

Die Isole Ciclopi (im Hintergrund die Ortschaft Aci Trezza)

Gespannt warte ich nun also darauf, ob beim Erscheinen der Ex-"Galateia" vor der Wohnstaette des Polyphemos wieder Uebernatuerliches geschieht. Ich beobachte das Ufer genau, bekomme den Zyklopen aber nicht zu Gesicht. Als am Abend unser Anker in der Bucht von Naxos faellt vermute ich, dass der Zyklop mittlerweile aufgehoert hat, die Menschen zu schikanieren. Wahrscheinlich irre ich mich aber. Denn die Nacht in Naxos wird fuer uns eine der Schlimmsten der gesamten Reise: Bis 22 Uhr ist das Wetter ruhig, dann gehts los: Gewitter, Regenprasseln, Starkwind aus allen Richtungen, hohe Wellen. Die Boote vor Anker und an den Stegen tanzen in der Nacht. Unser Anker scheint zu halten. Und die Anker der anderen Boote? Ich bin immer wieder am peilen, befuerchte dass andere Boote auf uns zudriften koennten. Wenn der Wind gerade abflaut lege ich mich in meine Koje, wenn er wieder zunimmt wache ich wieder. Ich sehe, dass die Besatzungen der anderen Boot ebenfalls Wache halten. Irgendwann in der Nacht endet das Gewitter, die Boote schaukeln nun im Schwell. Dennoch kann ich nun schlafen, Thomas ebenfalls, Sascha kaum. Wir sind froh, diese Nacht ohne Schaden zu ueberstehen. Die Menschen im nur wenige Seemeilen entfernten Messina haben weniger Glueck: Das Unwetter verursacht dort Schlammlawinen und Sturzbaeche. Haeuser, Autos und Strassen werden zerstoert, und wie wir spaeter erfahren kommen sogar Menschen zu Tode.

Um 5 Uhr in der Frueh fahren wir los. Sehr lange 70 Seemeilen bis Rocella Ionica in Kalabrien liegen vor uns. Dieser Hafen hat unbetonnte Sandbaenke vor seiner Einfahrt, man sollte ihn weder bei Nacht noch bei Suedwind anlaufen. In diesem Teil Kalabriens herrscht leider Hafenmangel. Die Alternative zu Roccella Ionica heisst daher: Die Nacht durchsegeln nach La Castella. Lust habe ich darauf nicht, denn damit wuerden wir die zweite Nacht in Folge kaum Schlaf finden. Den ganzen Tag ueber bin ich angespannt: Denn erstens haben wir Suedwind. Und zweitens werden wir trotz fruehem Losfahren in die Dunkelheit hineinkommen, wenn wir nicht mindestens 5 Knoten Fahrt im Durchschnitt erreichen. Bis 12 Uhr Mittag schaffen wir einen Schnitt von 4,5 Knoten. Zu wenig. Doch ich bin zuversichtlich. Sofern ich den Motor zuschalte, kann ich unseren Durchschnitt im Laufe des Nachmittages noch auf 5 Knoten steigern. Doch der Motor darf ruhen, wir haben Glueck mit dem Wind. Ab Mittag laeuft unser Boot bei auffrischendem achterlichem Wind brav mit 6 bis 7 Knoten dahin. Die Segelbedingungen werden sogar noch so guenstig, dass Sascha an diesem Nachmittag kurzzeitig unseren persoenlichen Geschwindigkeitsrekord faehrt: 10,6 Knoten, der hoechste Wert, den unser Geonav seit Beginn der Reise im Maerz gemessen hat. Der starke Suedwind gibt mir also nun die glueckliche Gewissheit, dass wir Roccella Ionica noch bei Tageslicht erreichen werden. Gleichzeitig aber weiss ich, dass der starke Suedwind maechtige, sich brechende Wellen vor der Hafeneinfahrt aufbauen wird. Noch also bin ich mir nicht sicher, ob wir in den Hafen einfahren koennen und wenigstens diese Nacht ruhig schlafen koennen. Ich mache meine Entscheidung den Hafen anzulaufen davon abhaengig, ob ich einen sicher erscheinenden Weg durch die Sandbank finde. Eine halbe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit stehen wir mit geborgenen Segeln vor dem Hafen. Den ersten Versuch einen Weg durch die Untiefen zu finden muss ich abbrechen: Ploetzlich aufziehender starker Regen nimmt mir jede Sicht. Wir drehen ab und warten. Wertvolle Zeit des letzten Tageslichts verrinnt. Aber die naechste Regenpause gehoert uns! Wir umfahren in einem weiten Bogen das Brecherfeld. Wir koennen das tiefe Wasser anhand seiner gruenen Farbe vom aufgewuehlten, seichten, braunen Wasser gut unterscheiden. Eine halbe Stunde spaeter waere das nicht mehr moeglich gewesen. Wellen und Wind reissen zwar am Boot und versuchen uns vom Weg abzubringen, wir behalten aber unseren Kurs durch die gruene Rinne. Angespannte Minuten vergehen, wir sind nun hinter der Brecherbarriere, beobachten Wasser und Echolot sehr genau, dann sind wir durch: Wir passieren die Hafeneinfahrt. Mein Gluecksgefuehl erhaelt aber kurzzeitig einen Daempfer: Ich handele mir einen Anschiss vom Hafenpolizisten ein: Er haette uns via Funk durch die schwierige Einfahrt lotsen wollen, wir hoerten seine Anrufe auf UKW 16 aber nicht (waere bei eingeschaltetem Motor, Windheulen und prasselndem Regen allerdings Zufall gewesen wenn wir unser Funkgeraet gehoert haetten). Da wir nicht reagierten, versuchte er uns mit Polizeiwagen und Blaulicht zu leiten. Auch das hatte ich in meiner Anspannung zwar nicht wahrgenommen, bedankte mich aber fuer seine Hilfe.

 

Ein langer Segeltag nach Roccella Ionica      Beim Festmachen ists schon dunkel

Selten war ich so froh wie heute, einen sicheren Hafen zu erreichen. Als das Boot in der Box liegt und wir bei Meterpizza und Bier im Hafenristorante sitzen beginne ich mich zu entspannen. Ich freue mich nun darauf, bald in meine Koje zu kriechen. Doch es kommt anders: Voellig unerwartet betreten ploetzlich Thomas' Cousine Margot und ihr Mann Klaus die Pizzeria, beides ebenfalls Segler auf dem Weg in den Golf von Tarant. Die Freude ist so gross wie die Verwunderung ueber diesen Zufall. Es wird ein langer schoener Abend an Bord der "Ariba" von Margot und Klaus.

 

Hafenkneipe in Roccella Ionica                    Bayerisches Treffen: "Ariba" neben uns 

03.10.2009: Nach einem normal-gemischten Motor- und Segeltag erreichen wir den Hafen La Castella. Margot und Klaus haben denselben Weg, sind aber mit ihrer groesseren und schnelleren Najad 371 eine Stunde vor uns dort. Den besseren Liegeplatz bekommen dennoch wir, da die "Ariba" in die Luecke am Steg nicht reinpasst und daher nun laengsseits an einem Ausflugsboot haengt. Wir erleben einen weiteren schoenen Abend zusammen. Der Zufall will es naemlich, dass wir in La Castella in ein Dorffest hineingeraten. Wein und Fisch stehen dort schon bereit...

 

Klaus, Margot und die Crew der "gute Seemannschaft" beim Fischerfest

In La Castella haben wir die Haelfte unseres Weges von Catania nach Korfu erreicht. Wir goennen uns einen Tag Pause, Margot und Klaus ziehen weiter. Endlich mal wieder im Meer baden! Seit Paxos, also seit drei Wochen waren wir nicht mehr im Wasser. Kaum zu glauben, wo wir doch jeden Tag darauf fahren. Aber die dreckige Bruehe vor Malta und Sizilien lud uns nicht ein.

 

Das Kastell von La Castella                         Thomas am Steuer

Am 05.10.2009 beginnen wir unsere Ueberfahrt von Italien nach Griechenland. 125 Seemeilen nonstop liegen vor uns, wir rechnen mit 24 bis 30 Stunden Fahrt, also mal wieder eine Nacht durchfahren. Unterwegs passiert zum Glueck nichts Spektakulaeres: Sascha badet am Nachmittag auf "offener" See, am Abend bekochen wir uns mit Pasta und Pesto (leicht zu kochen, daher bei Seegang noch zubereitbar), in der Nacht sitzen wir wegen der Kaelte mit Schlafsaecken im Cockpit. 85 Seemeilen lang muessen wir unserem Motor lauschen, die letzten 40 Seemeilen ist dann endlich genug Wind zum Segeln.

 

Wer sich vom fahrenden Boot ziehen laesst, sollte den Sitz seiner Badehose pruefen

 

Raumfahrernahrung: Pasta mit Pesto          Segelsetzen im Morgengrauen

 

Mit Muetze im Mittelmeer: In den fruehen Morgenstunden ist es oft schon grimmig kalt

Nach 27 Stunden sind wir endlich auf der Insel Othoni, gluecklich wieder zurueck im Land von Retsina und Baklava. Unsere Rueckkehr nach Griechenland verlaeuft ganz nach unserem Geschmack: Wir lernen Aleksandros kennen, einst Schiffsingenieur der griechischen Marine, jetzt Wirt seines Kafenions "Fanos". Bis spaet in die Nacht sitzen wir zusammen, Thomas unterhaelt die Dorfaeltesten und uns mit seinem zuenftigen Akkordeonspiel. Othoni ist eine winzige und um diese Jahreszeit nur von wenigen Seelen bewohnte Insel. Aleksandros ist begeistert ueber die unverhoffte Abwechslung heute Abend und schleppt vor Freude staendig neue Getraenke hinterm Tresen vor. Es wird gelacht und palavert, Sprachbarrieren spielen keine Rolle.

 

Nisos Othoni: Endlich wieder Griechenland!  Darauf: Yamas!

  

Thomas bringt Stimmung in Aleksandros "Multi Entertainment Center" :-)

06.-10.10.2009: Am naechsten Morgen bittet Aleksandros noch um eine Zugabe von Thomas Musikkuensten. Wiederum kommen Einheimische zusammen, Aleksandros macht Fotos fuer seine Kneipenhomepage (die wir im Internet leider immer noch nicht gefunden haben).

 

Aleksandros und seine Kneipe

 

 Der aelteste Zuhoerer war Costas (88 Jahre, Bild rechts, sitzend mit Spazierstock)

In den folgenden Tagen reisen wir via Erikousa und Kassiopi nach Korfu. Wir geniessen nun den Luxus kurzer Wegstrecken, sicherer Liegeplaetze und ausgedehnter Badestops bei gutem Wetter.

 

Ein schoener und kurzer Segeltag zur Insel Erikousa

 

Kassiopi                                                    Hafen Kassiopi. Im Hintergrund Albanien

Am 10.10.2009 verlaesst uns Thomas in Korfu wieder in Richtung Deutschland. Wir hatten eine sehr schoene und intensive Segelwoche zusammen mit allem was das Segeln so hergibt: Schlechtwetter, Nachtfahrt, lange Etmale, Schoenwettersegeln und Ausruhen in Badebuchten.

 

Hafen des Korfu Sailing Clubs (IOK)            Mal wieder Waschtag auf unserem Boot

Am selben Tag lesen wir in Korfu unseren naechsten Mitsegler fuer die kommenden 8 Tage auf: Meinen Segel- und ehemaligen Schulkameraden Fritzchen. 

 

Fritzchen der Wandersmann                       Fritzchen der rastende Wandersmann

Wir fahren noch am Abend nach Petriti zu Leonidas, am naechsten Tag dann zu den Sivota-Inseln und Mourtas. Tagsueber sind die Temperaturen noch angenehm, in der Nacht aber finden sich weniger gestaehlte Mannschaftsmitglieder ploetzlich in langen Hosen wieder. Die haerteren Jungs gehen abends noch immer in kurzen Hosen fort, benoetigen aber nach Rueckkehr an Bord aufgrund fortgeschrittener Durchgefrorenheit immer eine Tasse heissen Tee. Kaum zu glauben wie schnell hier in den ionischen Inseln der Herbst eingezogen ist. Als wir vor gut drei Wochen von hier nach Malta abfuhren war gefuehltermassen noch Sommer. Auch auf dem Wasser merken wir, dass das Ende der Urlaubssegelsaison naht: Kaum mehr andere Segelboote zu sehen, auch in den beliebesten Haefen gibt es nun reichlich freie Plaetze. Leider schliessen auch die ersten Minimaerkte und Tavernen. Die Tavernen, die noch geoeffnet haben, bieten meist nur noch eine eingeschraenkte Speiseauswahl an. Meist nur das, was in der Tiefkuehltruhe ewig aufbewahrbar ist.

 

Unbestaendiges Wetter: Erst schoen....      ... dann regnets schoen.

In der Nacht vom 11. auf 12.10.2009 entschliesst sich das Wetter fuer die naechsten Tage bestaendig zu werden: Bestaendig schlecht. Die erste Klatsche des schlechten Wetters bekommen wir im Hafen von Mourtas mitten in der Nacht ab: Gewitterboeen fahren uns in die Breitseite, unser Anker haelt dem Wind nicht stand, wir rutschen auf die Mole zu. Gluecklicherweise ist an der Mole genug Platz. Wir legen daher unser Boot in der Nacht in prasselndem Regenschauer laengsseits an die Mole und uns selbst anschliessend wieder ins Bett. Die Aktion ist nach weniger als 10 Minuten beendet. Haetten wir unseren Anker neu einfahren muessen, haetten wir mindestens eine halbe Stunde Spass damit gehabt. 

Unseren Plan, schnell Richtung Sueden in das geschuetzte Seegebiet von Levkas zu kommen muessen wir aufgrund starken Suedwinds ueber Bord werfen. Wir kommen nur bis zur Insel Paxos und harren dort zwei Tage auf Wetterbesserung. Die Zwangspause nutzen wir nach seemaennischen Brauch sinnvoll: Wir schlafen lange und fruehstuecken so ausgedehnt, dass es sich zeitlich fast ausgeht, vom Fruehstueckstisch direkt zum Abendessen in die Taverne umzuziehen. 

 

Fruehstueck auf Paxos                              Absacker bei "Nic the Greek" auf Paxos

Gluecklicherweise stellen wir zwischendurch fest, dass die Kontakte meines Windmessers wieder durchkorrodiert sind. So koennen wir mit der Reparatur etwas die Langeweile vertreiben. Auch den Windgenerator bringen wir wieder zum Laufen. Er stand seit Kreta still wegen durchgebranntem Laderegler. Fritzchen hatte Ersatz mitgebracht. In Summe kann man sagen, die Zwangspause hat dem Zustand des Bootes eher gut getan. Bezueglich der Mannschaft kann man sich da nicht so sicher sein.

Am 14.10.2009 koennen wir endlich weiter nach Sueden. Wir durchfahren wieder durch die Drehbruecke von Levkas, kaufen in Levkas Lebensmittel und Diesel ein und starten am selben Tag noch durch zum Ort Vathy auf Meganisi. Dort wiederholt sich leider unser Paxos-Erlebnis. Wir sitzen wegen des Wetters ebenfalls wieder zwei Naechte dort fest. Wie trostlos die sonst bei Sonnenschein so netten kleinen griechischen Inselorte doch bei Regenwetter und 12 Grad Aussentemperatur nun wirken! Ich glaube es hat seine Gruende, weshalb die meisten Langfahrtsegler in Nordafrikas Haefen, in der Tuerkei oder auf Kreta ueberwintern und nicht in den ionischen Inseln oder im Golf von Korinth. Abends sitzen wir mal wieder in unserer Kajuete und wuerfeln die Arbeitsdienste des naechsten Tages aus: Fruehstueck bereiten, Anker ziehen, Segel setzen. An draussen Sitzen ist abends derzeit nicht mehr zu denken. Schade dass Fritzchen in seiner Urlaubswoche ein so schlechtes Wetter kassiert. Gut aber, dass wir dieses Wetter nicht schon eine Woche frueher hatten als wir die weiten Strecken von Italien herueber bewaeltigen mussten.

 

Schlechtwetterstop in Meganisi                  Es bleibt Zeit, Mails zu checken

Am 16.10.2009 koennen wir weiter. Unseren Plan, in unserer unbewohnten Lieblingsbucht auf Meganisi zu ankern verwerfen wir aber wegen des weiterhin unbestaendigen Wetters. Wir fahren stattdessen nach Kalamos, lernen George den Inselwirt kennen. Er hilft den Yachten beim Anlegen, begruesst die Ankoemmlinge und laedt in seine Taverne ein. Ausser gutem Essen bietet er noch Duschen, Internet und Waeschewaschen. Der Mann versteht sein Handwerk, entsprechend voll ist seine Taverne, obwohl gerade mal nur ca. 10 Segelyachten im Hafen zu Gast sind. Am besten Tag dieses Jahres hatte er 126 Yachten im Hafen untergebracht, berichtet er voller Stolz.

 

Kalamos: Vertoernte Anker Nummer 1...    ...und Nummer 2 (diesmal ohne uns :-) 

Am 17.10.2009 zeigt das Wetter, dass es doch noch kann, wenn es will: Wir haben hochsommerliche Temperaturen, ankern vor der Insel Kastos, machen am Strand Brotzeit und verholen uns dann in den Hafen. 

 

Tuerkises Badewasser vor Kastos              Sascha schwimmt die Brotzeit zum Strand

Wir sind das einzige Boot dort. Die Tavernen von Kastos haben leider auch nicht mehr geoeffnet. Der Supermarkt ebenfalls nicht mehr, da Gerry der Inhaber vermutlich schon in seinem Winterdomizil Neuseeland weilt. Auf der Insel leben um diese Jahreszeit gerade mal 40 Leute. Zum Selbstverpflegen haben wir natuerlich genug dabei. Zufaellig aber bekommen wir mit, dass der Wirt und die Wirtin der "Belos"-Taverne sich abends selbst bekochen wollen in ihrer Taverne. Der Wirt bietet an, fuer uns mitzukochen. Gerne nehmen wir an.

 

Nix los im Hafen Kastos                             Aufgestellte Stuehle in der Taverne "Belos"

Vom Wirt erfahren wir, dass unser Hafenhandbuchschreiber Rod Heikell in zwei Punkten wohl etwas phantasiert hat: Weder wurde Kastos 1976 aufgrund einer Typhus-Seuche evakuiert, wie Rod Heikell behauptet, noch wurde Porto Leone auf Kalamos aufgrund eines Erdbeben 1953 verlassen. Nach Darstellung des Wirtes richtete das Erdbeben dort kaum Schaeden an, die kleine Ortschaft wurde nach dem zweiten Weltkrieg einfach deshalb aufgegeben, weil dort Verdienstmoeglichkeiten fehlten. Hat sich also unser Kneipenbesuch schon wieder gelohnt!

Am 18.10.2009 fahren wir weiter zum Festlandshafen Astakos, ein gaenzlich untouristischer, liebenswerter Ort mit preisguenstigen Einkaufsmoeglichkeiten und Tavernen. Fritzchen reist von hier am 19.10.2009 per Bus nach Athen, um von dort nach Deutschland zurueckzufliegen.

Fritzchens Etappe ist am Globus nicht zu sehen: Wenig Strecke, viele Wetterpausen

Sascha und ich bleiben noch einen Tag in Astakos, dann segeln wir weiter Richtung Sueden durch die rauhe und felsige kleine Inselgruppe der Echinaden. Im November wollen und muessen wir ja auf Kreta sein. Heute aber legen wir nur einige wenige Seemeilen zurueck. Genug aber, um einem Gewitter, das sich ueber der Bucht von Astakos zusammenbraut zu entfliehen. Hinter der unbewohnten Insel Petala finden wir einen bestens geschuetzten Ankerplatz mit sehr gutem Ankerhalt. Diese Bucht scheint aus unserer Perspektive wie ein See von Land umschlossen, das offene Meer koennen wir nicht sehen. Ich fuehle mich hier sehr wohl, unser kleiner "See" erinnert mich in Groesse, Form und Landschaft sehr an meinen heimatlichen Riegsee. Wir nutzen Sonnenschein und sicheren Liegeplatz, lassen das Boot alleine und wandern auf einen der Gipfel der Insel (ca. 200 m ueber Null).

 

Flucht aus Astakos vor dem Unwetter         Flucht geglueckt: Insel Petala

 

Wanderung auf die Insel Petala                    Schildkroete will ihre Ruhe. Bekommt sie!

 

Gipfelausblick 1 (rechts hinten Insel Oxia)     Gipfelausblick 2 (ganz hinten Kefallonia) 

 

Kuh nimmt uns ins Visier                             Unser Ankerplatz vor der Insel Petala

 

Zerkratzte Haxn nach Wildniswandern         Nach der Wanderung glueht der Grill

Am 21.10.09 fahren wir weiter nach Sueden zum Faehrhafen Kyllini am Peloponnes. Zwar liegen wir hier wie in Petala ebenfalls sehr sicher, aber aufgrund des Faehrverkehrs nicht so ruhig. Wir besuchen alle drei "Supermaerkte" Kyllinis. So muessen in den 50ern typische Dorflaeden ausgesehen haben! Sortiment, Aufmachung und Inhaber erfuellen jedenfalls meine Vorstellung. Ich wundere mich dass ich diesen Ausflug in die Vergangenheit nicht auf einer entlegenen Insel machen darf, sondern im frequentierten und zentral gelegenen Verkehrsknotenpunkt Kyllini. Das fuer unser heute geplantes Chili con Carne benoetigte Hackfleisch bekommen wir leider nicht. Daher gibts Wuerstchen mit Linsen aus der Dose, dazu Bratkartoffeln. Die Anzahl unserer Tavernenbesuche ist nun ohnehin ruecklaeufig, da wir noch eine Menge an Lebensmitteln mit uns spazierenfahren, die wir bis zum Toernende aufbrauchen wollen. Mal sehen, was wir uns aus 5 kg Nudeln, Dosen von Kichererbsen, Moehren, Bohnen, Heringen und aus etlichen Tueten Packerlsuppe Leckeres zaubern werden... :-( 

Kyllini: Faehrhafen am nordwestlichen Peloponnes

Am 22.10.09 fahren wir 30 Seemeilen weiter am Peloponnes entlang, landen am Abend in Katakolon. Fuer die kommenden Tage ist Starkwind aus Sued angesagt, klingt also nach einer Zwangspause fuer uns. Katakolon scheint mir ein sicherer Hafen bei Suedwind. Der Hafenkranfuehrer vor Ort ist nur bedingt meiner Meinung, er empfaengt uns mit den Worten: "Legt Euch dort drueben hin, bringt Euren Anker aus, nehmt dazu zwei Moorings, ansonsten werdet Ihr Euer Boot naechste Nacht verlieren." Die Ansage erscheint mir uebertrieben, wir befolgen seinen Rat dennoch. Die Nacht bleibt dann tatsaechlich ziemlich ruhig. Erst am naechsten Tag steigert sich der Wind, wir bleiben im Hafen, am Abend legt der Wind nochmal einen drauf. Eigentlich laecherliche Boeen von 30 Knoten verursachen in diesem Hafen derartig grosse Wellen, dass das Wasser an manchen Stellen ueber die Mole schwappt. Wuerde unser Boot nun laengsseits an der Mole liegen bestuende tatsaechlich die Gefahr, dass es von seinem eigenen Gewicht an der Mole zerrieben wird. Wir ziehen unser Boot sicherheitshalber am Anker und den Moorings weiter in die Mitte des Hafenbeckens, da wir mit der Mole keinen Kontakt wuenschen. Von Bord koennen wir nun nicht, wollen wir aber auch nicht. Wir bekochen uns ohnehin selbst aus unseren Vorraeten (Spaghetti mit sehr wuerziger, roter Tomatensauce an Zwiebel und an Knoblauch), muessen bei dem Seegang aber Topf, Pfanne und uns selbst gut festhalten. Anschliessend sehen wir DVD auf Saschas Laptop (Stirb langsam IV). Kurz bevor Bruce Willis am Schluss den Schurken umlegt, muss ich nochmal raus und den Anker nachziehen. Bruce Willis hat seinen Job in meiner Abwesenheit aber sorgfaeltig erledigt. Ausser wenig Schlaf haben wir in dieser Nacht keine Verluste zu vermelden, ich bin dem Kranfuehrer fuer seine Tips nun doch noch recht dankbar.

 

Katakolon: Noch ist das Wetter schoen       Hafen Katakolon nach der Sturmnacht

 

Hohe Wellen ueberspuelten in der Nacht die Mole in Katakolon

In Katakolon treffen wir auch unseren Freund Iannis wieder. Sobald ein Segelboot in den Hafen einlaeuft, kommt Iannis mit seinem Fahrrad, um die Ankoemmlinge zu begruessen. Er bietet warme Duschen fuer 1 Euro an sowie Gemuese, Obst und Wein aus eigener Produktion. Natuerlich kaufen wir bei ihm ein. Um diese Jahreszeit macht er aber leider kaum noch Geschaeft. In unseren drei Naechten Katakolon sind wir das einzige Segelboot im Hafen. Leider verdient er auch an den in Katakolon anlegenden Kreuzfahrtschiffen nichts. Es gibt nichts, was er den Passagieren anbieten koennte, was diese nicht ohnehin schon auf ihrem Luxusdampfer haben. Die meisten Kreuzfahrttouristen kommen ohnehin nur nach Katakolon, um von dort mit Bus oder Zug nach Olympia zu fahren.

 

Iannis der radelnde Gemuesehotelier           Kreuzfahrtschiff im Hafen Katakolon

Am 25.10.09 hat sich das Wetter so weit beruhigt, dass wir weiter nach Sueden fahren koennen, nach Kyparissia. Katakolon wollte uns in der Frueh erst nicht fahren lassen, denn beim Versuch den Anker aufzuziehen stellen wir fest, dass wir wohl in irgendwas Schweres eingefaedelt haben. Der Anker will sich nicht vom Grund loesen, in der trueben Bruehe ist leider nicht zu sehen, wo wir haengen. Vier Meter Wassertiefe laden nicht unbedingt ein, schnell mal runterzutauchen. Wir stricken uns daher eine lange Sorgleine, beschweren diese mit unserem Lotblei und lassen sie bis zum Ankerschaft auf den Grund des Hafenbeckens. Mit Hilfe unseren Beibootes zerren wir den Anker mt der Sorgleine in flachem Winkel unter seinem Hindernis heraus. Eine Stunde Arbeit, aber wir muessen nicht ins Wasser und sind nun gluecklich, frei zu sein.

 

Regen: Fein dass das Boot alleine faehrt.    Skipper sitzt trocken hinter der Scheibe

 

Einsam: Hafen Kyparissia ganz fuer uns.    2 Monate harte Arbeit: Saschas Postkarten

Unsere Zutaten fuer Chili con Carne bekommen wir endlich am 26.10.09, als wir in Methoni einkaufen. Wir sitzen in dieser Nacht lange im T-shirt draussen, es ist nun wieder richtig warm geworden. Seit unserem Kaelteeinbruch in den ionischen Inseln haben wir ja immerhin schon 300 Kilometer nach Sueden zurueckgelegt.

Mole vor Methoni: Ende Oktober sind kaum noch Segler unterwegs in Griechenland.

 

Die Sonne kann noch!                                ...und rettet vielleicht unseren Basilikum?

Am 27.10.09 ankern wir einsam in Porto Longos, einer Bucht auf der unbewohnten Insel Sapientza an der suedwestlichen Ecke des Peloponnes. Wir wandern zum Leuchtturm. Da die Tuere offen steht koennen wir sogar bis oben in den Turm steigen. Am Abend werfen wir unseren Grill nochmal an und fuehlen uns bei angenehmen Temperaturen und angenehm ruhigem Ankerplatz an manchen schoenen sommerlichen Grillabend erinnert.

 

Porto Longos auf der Insel Sapientza         Wanderung auf der Insel Sapientza

 

Leuchtturm der Insel Sapientza...                ...ist solarbetrieben

 

Im Leuchtturm: Lampe...                            ...und Drehmechanik

Am 28.10.09 bin ich neugierig. Bereits im August habe ich mir den Hafenplan von Koroni im Messiniakos Kolpos angesehen. Und nicht verstanden, dass dieser Hafen so ungeschuetzt wie er mir erscheint bereits seit Jahrhunderten genutzt wird. Heute fahren wir hin und wollen uns den Hafen selber ansehen. Der Hafen ist nach Norden tatsaechlich offen wie ein Scheunentor. Wir rechnen mit gutem Wetter, trauen uns daher hier zu ankern. In der Nacht setzt dann tatsaechlich dummerweise Nordwind ein. Nicht so stark dass er uns gefaehrlich wird, aber doch so stark, dass diverse Gegenstaende in der Kajuete ihren Platz verlassen. Man scheint sich in Koroni bisher damit zufrieden gegeben zu haben, dass der Hafen ungemuetlich werden kann, aber offenbar wissen die Einheimische, dass hier der Nordwind ihren Booten nicht ernsthaft schaden kann. Dennoch hat man nun begonnen grosse Betonbloecke zu giessen, um den Wellenbrecher zu erweitern. Leider liegen die Bloecke aber noch an Land.

Zeitungsopa von Koroni: Sein Laden und das Chaos darin sind beruehmt

 

Wellen vor Koroni hebeln Heck empor         Sicher in der Kalamata Marina

29.10.09: Die Wetteraussichten fuer die naechsten Tage sind im Seegebiet von Kythira aeusserst schlecht: Bis zu 9 Beaufort aus Nordost. Unser Weg nach Kreta fuehrt an Kythira vorbei, wir beschliessen daher, die Starkwindfront erst mal durchziehen zu lassen und solange in Kalamata im Messiniakos Kolpos zu warten. Kalamata verfuegt ueber eine Marina, das bedeutet fuers Boot: Batterien laden mit Landstrom und fuer uns: Rasieren und warm duschen. Solch Luxus hebt unsere Laune. Und ist bezahlbar: 15 Euro pro Nacht. Aus einer geplanten Nacht werden zwei Naechte, da wir zum Einen den Komfort noch laenger geniessen wollen, zum anderen der Sturmfront mehr Zeit geben wollen, sich zu entfernen. Sascha und ich besichtigen in Kalamata eine Sammlung historischer Eisenbahnen (leider sind etliche Ausstellungsstuecke bereits Opfer von Vandalismus geworden) und lassen uns bei einer Tour zu Fuss durch Kalamata so richtig schoen von einem Mittelmeergewitter durchnaessen.

 

Historische Zuege in Kalamata                    Das Werk von Narrenhaenden in Kalamata

Am 31.10.09 sagt der Wetterbericht "nur" mehr 7-8 Bft aus Nordost fuer Kythira an (mit abnehmender Tendenz), wir beschliessen daher aufzubrechen und am Mani-Finger suedwaerts zu fahren. Ich bin mir an diesem Tag unsicher, ob ich einen guten Platz fuer die Nacht finden werde. Es gibt keine sicheren Haefen am mittleren Peloponnes-Finger. Wir probieren es in der Limeni-Bucht und haben Glueck. Wir finden auf 12 Meter Wassertiefe guten Ankerhalt und liegen die ganze Nacht ruhig und sicher, waehrend in der Nachbarbucht Fallboeen das Wasser peitschen. Haette ich gewusst wie gut wir hier liegen, haette ich in dieser Nacht sicherlich gut geschlafen :-)

 

Mit gutem Wind segeln wir nach Limeni.      Typische Mani-Haeuser in Limeni

...das Ende der Reise bis Kreta ist auf der Seite 2009 November beschrieben...

 

gute Seemannschaft © 2009

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